Solar-Selbstbau-Initiative erfolgreich gestartet

Erste ehrenamtlich aufgebaute Solaranlage in Süddinker am Netz

von
Jens Christian Kneißel
veröffentlich am LL um LT Uhr

Landwirt Franz Kayser lässt sich seine Dankbarkeit kaum anmerken. Typisch westfälisch lächelt er zurückhaltend und schüttelt ungläubig den Kopf. Am Samstagmorgen waren acht Freiwillige auf seinem Hof in Süddinker vorgefahren. Bereits wenige Stunden später ist die komplette Solaranlage auf dem Dach seiner Remise ausgetauscht und funktioniert endlich wieder. Es ist so ein bisschen, als wäre Tine Wittler mit ihrem Handwerkstrupp eingefallen - nur dass der Einsatz nicht in vier Wänden, sondern auf dem Dach stattfand.

Für Franz Kayser und seine Schwester Marianne, die den kleinen Milchviehbetrieb gemeinsam bewirtschaften, endet damit eine kleine Odyssee. Denn mit ihrer acht Jahre alten Photovoltaikanlage (PV-Anlage) hatten sie ziemliches Pech. Die Module waren nicht wasserdicht, die Anlage quittierte den Dienst. Nach langem Papierkrieg und einem externen Gutachten erklärte sich der Hersteller zwar bereit, die Solarmodule zu ersetzen, allerdings weigerte sich der Installationsbetrieb diese auch zu installieren. Nun hatten die Kaysers also 48 neue Solarmodule auf dem Hof stehen, aber keine Ahnung, wie sie diese aufs Dach bekommen sollten. Selbst hinauf zu klettern kam für Franz Kayser nicht mehr in Frage: "Ich habe zwar vor 40 Jahren das Bauernhaus-Dach noch selbst gedeckt - aber mittlerweile bin ich nicht mehr so ganz schwindelfrei“, zuckt der Landwirt mit den Schultern. Einen anderen Handwerksbetrieb, der ihm die Module installiert, fand er aber auch nicht.

Genau diese Problematik treibt auch Jens Kneißel vom Hammer Energiestammtisch um: „Gerade wer eine kleine Anlage auf dem eigenen Dach installieren will, muss mit langen Wartezeiten rechnen. Den Handwerksbetrieben fehlen oft einfach die Fachkräfte. Dabei ist der Aufbau einer PV-Anlage keine Raketentechnologie.“Viele der anfallenden Arbeiten müssten nicht von raren und teuren Fachkräften erledigt werden, so Kneißel.

Insbesondere der Transport und die Montage der PV-Module könnten auch gut unter fachkundiger Anleitung erfolgen. Und so kamen die Mitglieder des Energiestammtischs auf die Idee, gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) und dem FabLab Hamm eine PV-Selbstbau-Initiative zu starten. Der Plan: Versierte PV-Experten installieren gemeinsam mit interessierten Neulingen ehrenamtlich Solaranlagen - und geben so ihr Wissen und ihre Fertigkeiten weiter.

Die Anschlussarbeiten an der Hausinstallation werden dabei von professionellen und dazu berechtigten Partnerbetrieben des E-Handwerks übernommen. Die Anlage auf dem Bauernhof in Süddinker war nun das allererste Projekt. Jens Kneißel ist sichtlich stolz, dass alles so reibungslos geklappt hat. Und er ist selbst ein wenig überrascht, wie schnell sie voran gekommen sind: „Viele Hände, schnelles Ende. Das hat sich wieder einmal bewahrheitet!“. Viele weitere Solar-Selbstbau-Anlagen in Hamm sollen nun folgen. Die Gruppe sucht sowohl Menschen, die Lust haben, mitzumachen - und zu lernen, wie man eine Solaranlage aufbaut. Aber auch wer zu Hause ein kleines PV-Selbstbau-Projekt in die Tat umsetzen möchte und Hilfe benötigt, kann sich bei der Initiative (j.kneissel@me.com) melden. Beim Energiestammtisch am 1. November werden die naächsten Projekte der Hammer Solar-Selbstbau-Initiative geplant.